Mit Süßem & Saurem zum Zittersieg nach Halloween

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Dass dieses Spiel eng werden würde, war spätestens zur Halbzeit allen klar. Nervenzerrende Spannung ohne Ende, mit gruseligen Wendungen, die Spielerinnen und Fans gleichermaßen erzittern liessen, mit Monster-Runs auf beiden Seiten, mit Magic Plays aus taktischen Auszeiten heraus, aber auch unerklärlichen, verhexten Geisterpässen und herzzerreißenden Fehler-Ketten, mit Buzzer-Beatern gegen die Uhr und einem tiefen Game Winner mit übersinnlicher Mitwirkung des Bretts: Halloween wurde in Neuss an diesem schönen herbstlichen Sonntag einfach noch fortgesetzt und in der Elmar-Frings-Halle weitergefeiert, mit dem erlösendem, verdienten und etwas glücklicheren Ende für die TG Neuss Junior Tigers. 

Da man in zwei der ersten drei Saisonspiele schnell deutlich zurücklag, setzte Coach Dragan Ciric die Suche nach der aufgewecktesten Starting-Five auch im Heimspiel gegen die Metropolitain Girls Recklinghausen/Herne fort, immerhin durfte somit schon fast jede eingesetzte Spielerin der TG Neuss Junior Tigers diese Saison starten. Erneut lag man allerdings nach drei Minuten mit 4-11 zurück. Dann hatte sich das Team gefangen, kam ins Spiel und über das restliche Viertel, das durch viele Fouls und entsprechend viele Freiwürfe geprägt wurde, erhöhte sich der Rückstand nur unwesentlich (13-22 zum Ende 1. Viertel).

Auch im zweiten Viertel gelang zunächst keinem Team ein Lauf. Die Junior Tigers hatten in dieser Phase deutliche optische Vorteile, jedoch wussten die Metropolitain Girls jeden kleinen Neusser Fehler direkt in Punkte umzumünzen. Bis zur ersten Neusser Auszeit (Min. 16, 24-33) liessen sich die Junior Tigers nervenstark auch durch einen zwischenzeitlich zweistelligen Rückstand nicht beeindrucken. Aus der Auszeit heraus gelang der erste Neusser 13-4 Monster-Run, der kurz vor der Pause euphorisch zum Gleichstand führte (Min. 20: 37-37). Dass man noch mit 37-39 in die Halbzeit ging, störte da niemanden, doch es war schon klar, dass die zweite Halbzeit nichts für schwache Nerven sein würde.

Wie auch immer es Coach Dragan Ciric mit seiner Halbzeitansprache bewerkstelligte, die Junior Tigers kamen hochmotiviert und fokussiert aus der Kabine. Mit einem weiteren 14-4 Lauf rissen sie zunächst die Führung an sich und erarbeiteten unwiderstehlich gleich noch den größten Vorsprung des Spiels mit +8 (Min.26: 51-43). Die Fans in der Halle waren dermaßen laut, und feuerten die Junior Tigers mit allen Kräften an, so dass die ein oder andere Smart Watch wegen des ins Ungesunde eskalierenden Lärmpegels Alarm auslöste. Es folgten drei Minuten in denen keinem Team Punkte gelingen wollten. Dies hatte vor allem bei den Junior Tigers so viel Kraft und Konzentration gekostet, so dass auf einen Schlag der komplette Flow verpuffte, und die Metropolitain Girls ihrerseits mit einem 10-0 Lauf in der letzten Minute noch einmal die Führung zurückerkämpften (Min. 30: 53-57)

Der Konter zu Beginn saß sofort, und mit einem 8-0 Run wechselte die Führung zum letzten Mal, auf Neusser Seite (Min. 33, 61-57). Die Junior Tigers zeigten einerseits Nerven, aber im nächsten Moment auch Nervenstärke, eine Achterbahnfahrt. Ein grandios choreografiertes Mega-Play aus einer Neusser Auszeit heraus führte zum größten Vorsprung (Min. 37: +5) des vierten Viertels. Aber auch die Metropolitain Girls spielten stark, und kamen Anfang Minute 40 erneut zum Ausgleich (70-70). Auch der tiefe Dreier mit Brett und 36 Sekunden zu spielen war noch nicht der Schlusspunkt. Während die Junior Tigers noch vier Freiwürfe vergaben, schrumpfte der Vorsprung auf ein Pünktchen, doch dann war es endlich geschafft.  Der Game Plan von Coach Dragan Ciric, die Verantwortung auf alle Schultern zu verteilen, zahlte sich letztendlich aus, denn der spürbare Druck, der auf beiden bisher sieglosen Teams lastete, war die kompletten 40 Spiel-Minuten allgegenwärtig. So konnte jeder Junior Tiger im 12er-Kader zweistellige Minuten beisteuern, und mit Zählbarem wie Punkten, Rebounds, oder wichtigen Intangibles wie Hustle, Spirit und Willensstärke zur starken Teamleistung beitragen. Diese mannschaftliche Geschlossenheit war heute der entscheidende Faktor, und wird sich definitiv zusehends auszahlen, von Spiel zu Spiel, im Laufe der Saison, die mit dem ersten Sieg der TG Neuss Junior Tigers gerade beginnt, richtig Fahrt aufzunehmen.

Dr. Georg Wagner