Wenn bis zu 600 Kämpfer bei Feldschlachten antreten

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Die TG Neuss hat Schwertfechten im Angebot.   

Ihre Fechtabteilung musste die TG Neuss im vorigen Jahr schweren Herzens schließen. Das mittelalterliche Schwertfechten gibt es dagegen weiter.

NEUSS | (sose) Die Waffen sind vielfältig: Ritterschwert und Ritterschild, wie es beispielsweise im Mittelalter genutzt wurde, anderthalbhändiges Schwert ohne Schild oder auch ein großer Rundschild und eine Axt, womit die Wikinger vorwiegend kämpften – den Umgang mit all diesen Geräten lernen und perfektionieren die Schwertkämpfer der TG Neuss. Den Reiz an dieser außergewöhnlichen Sportart erklärt Trainer Hendrik Schaefers: „Es ist, als würde man beim Fußballspielen gleichzeitig einen Volleyball fangen und zurückspielen müssen – eine große Herausforderung für die Koordination.“ Ins Schwertfechten übersetzt heißt das: Der Gegner muss jederzeit beobachtet werden und gleichzeitig müssen sich Schwert und Schild komplett unabhängig voneinander bewegen.

Bei der TG kann man den mittelalterlichen Sport ab dem Alter von 16 Jahren ausüben, benötigt aber persönliche Reife, weil man mit Waffen hantiert. Das Training findet zweimal pro Woche statt: Dienstags trainiert Hendrik Schaefers Grundtechniken und Theorie, freitags findet freies Training statt. Das Ziel: historisch richtig kämpfen zu lernen. Bis dahin ist es aber ein weiter Weg, den der Trainer möglichst spielerisch gestaltet. Die ersten Übungen werden mit einem Kunststoffschwert gekämpft, später geht es an die geschmiedeten Trainingsschwerter. „Auf die richtige Technik kommt es an und nicht unbedingt auf Kraft“, sagt Schaefers.

Zu Beginn können Neueinsteiger alle Optionen erst einmal ausprobieren und sich langsam auf eine der Waffen festlegen und sollten sich dann beispielsweise ein eigenes Schwert anschaffen. „Die Schilder bauen wir selbst aus Sperrholz und versuchen uns dabei möglichst genau daran zu halten, wie sie auch im Mittelalter gebaut wurden“, sagt Schaefers. Die Schwerter hingegen sollte man von Waffenschmieden kaufen da diese schwierig selbst herzustellen seien. Ein Trainingsschwert mit stumpfer Klinge würde dann um die 250 Euro kosten.

Die Schwertfechter trainieren aber nicht nur für sich, sie nehmen auch an Wettkämpfen – sogenannten Feldschlachten – teil. Bis zu 600 Kämpfer aufgeteilt in zwei Gruppen stehen sich dabei auf einem Acker in Schlachtformation gegenüber. „Da kommt es manchmal sogar vor, dass andere Gruppen mit einem Speer auf uns zugehen oder sogar mit Pfeil und Bogen auf uns schießen – die Pfeile sind aber natürlich präpariert“, erklärt Schaefers. Er und seine Neusser Mitstreiter präferieren hingegen das Ritterschwert und Schild oder auch die Kampfausrüstung der Wikinger. Anders als im Mittelalter geht es aber nicht darum, den anderen möglichst schnell zu Boden zu bringen. Man setzt die Treffer technisch möglichst korrekt an, stoppt aber kurz vor bevor man den Gegner verletzen würde so ab, dass dieser die Berührung zwar merkt, sich aber nicht wehtut.

Wenn man selbst der Meinung ist, dass man genügend Schläge abbekommen hat und zu Boden gegangen wäre, kniet man sich hin und hält sich aus dem weiteren Geschehen heraus. Damit auch alles mit rechten Dingen zugeht, gibt es Schiedsrichter. Mit Lanzen bewaffnet stehen sie um die Kampffläche herum und kontrollieren, dass die Spielregeln eingehalten werden. Ein Spektakel, das regelmäßig viele Zuschauer anlockt.