Ein Karate-Großmeister lehrt in Neuss

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Die Trainer des Internationalen Karatelehrgangs in Neuss: (v.l.) Simo Tolo, Akihito Yagi, Martin Kudzia und Christof Kandora. Foto: Raphael Schlimbach

Hoher Besuch beim Unsui-Dojo der TG Neuss. Bereits zum zweiten Mal durfte Karate-Abteilungsleiter Simo Tolo die Koryphäe Akihito Yagi begrüßen. Er war eigens aus Okinawa angereist. Und mit ihm viele Karateka aus ganz Europa.

VON RAPHAEL SCHLIMBACH – NEUSS | Rund 120 Karatekämpfer jeden Alters hatten sich in der Elmar- Frings-Sporthalle versammelt. Für das internationale „Gasshuku“, also den Lehrgang, kamen Gäste aus England, Tschechien, Holland, Slovenien, Spanien, Schweiz und Deutschland. Grund war hoher Besuch: Großmeister Akihito Yagi aus Okinawa war angereist, um mit europäischen Sportlern zu trainieren.

Yagi ist Karatelehrer in dritter Generation und bekleidet den neunten von zehn Graden der schwarzen Gürtel im Karate, sowie den Ehrentitel Hanshi. Schon sein Großvater, Meitoku Yagi, lehrte die Kampfkunst. „Ich bekam mit drei Jahren meinen ersten Karateanzug zum Geburtstag, dann fing ich mit dem Training an“, erzählt der Meister, der auch aus Actionfilmen wie „Kuro Obi Black Belt“ bekannt ist. Yagi sieht sich als Botschafter für traditionelles Karate, insbesondere die Stilrichtung Goju Ryu, die auch in Neuss unterrichtet wird: „Mein Vater hat angefangen, Okinawa-Karate in Übersee zu unterrichten. Dann sagte er irgendwann, jetzt sei ich an der Reihe, ich solle unsere Traditionen in der Welt erhalten.“ Mit seinem Bruder Akihiro arbeitet er unter anderem im Vorstand der „International Meibu-Kan Gojyu-Ryu Karate-Do Association“, einer Vereinigung für Goju-Ryu Karate, mit Dojos auf der ganzen Welt.

In dieser Rolle begann er, viel zu reisen und Karate international zu unterrichten. In Neuss machte er 2021 zum ersten Mal Station in Deutschland. Mit Simo Tolo, Karate-Abteilungsleiter der TG, sei er zufällig in Kontakt gekommen. „Er war in Okinawa und hat eines Tages mein Dojo besucht. Er sagte nur ,Schön Sie kennen zu lernen‘ und dann haben wir zusammen trainiert.“ Der Neusser Trainer erinnert sich gut an diese erste Begegnung: „Da war von Anfang an eine Sympathie, die dann mit der Zeit freundschaftlich geworden ist. Akihito Yagi hat dann zugesagt, nach Neuss zu kommen um mit uns zu arbeiten.“

Am Tag des Lehrgangs in Neuss war zu spüren, dass nicht nur Tolo und Yagi durch ihre Begeisterung für Karate verbunden sind. Kinder und Jugendliche, aber auch Senioren, zelebrierten ihre Kampfkunst gemeinsam. Beim Unsui-Dojo Neuss bedeutet das auch einen Mix aus Tradition und Moderne. Während auf der einen Seite Simo Tolo und Akihito Yagi ursprüngliches Karate trainierten, wurde in einem anderen Teil der Halle von den Trainern Martin Kudzia und Cristof Kandora die Lehrgangsreihe „Defend Yourself using Karate“ vertieft, mit der die Karateka der TG Neuss versuchen, ihren Sport als das auszubilden, was es eigentlich ist: Selbstverteidigung mit körperbetonter Partnerarbeit. Eine Form ihres Trainings ist das Unsui-Dojo Sanbon Kumite, bei dem die Karateka sich abwechselnd angreifen, aber im Gegensatz zum üblichen Training, nicht choreografiert, sondern frei in ihren Techniken, was Kreativität und schnelles Denken erfordert. Obwohl dabei manchmal die Schönheit traditioneller Bewegungsabläufe der Praxis geopfert wird, zeigte sich der Gast aus Okinawa begeistert vom Ansatz der Neusser: „Mein Vater hat mich gelehrt, dass Karate die Kunst ist, zu wissen, wie man Konflikte vermeidet. Aber traditionelles Karate ist eben auch ganz simple Selbstverteidigung. Ich liebe die Trainingsansätze aus Neuss. Den Unsui-Dojo Sanbon Kumite habe ich hier zum ersten Mal ausprobiert und werde es auf Okinawa an meine Schüler weitergeben.“ Auch die angereisten ausländischen Sportler wurden von den Neusser Methoden motiviert. Alan Sadler aus London erklärte: „Das Training hier ist für uns wie ein Süßigkeitenladen, in dem wir uns das Leckerste aussuchen können. Die Neusser trainieren vielseitig und gehen ganz offen ans traditionelle Karate heran.“

Neben allen modernen Ansätzen blieb aber das ursprüngliche Karate im Zentrum der Veranstaltung. Am Ende des Tages nahmen dann auch Tolo, Yagi und Prüfer des Deutschen Karateverbandes Prüfungen zum schwarzen Gürtel ab, bei denen Sportler aus Deutschland und England ihr Können unter Beweis stellen mussten. Besonderen Einsatz zeigte an diesem Tag Matthias Rupieper, der trotz seiner Sehbehinderung seine Prüfung ablegte – eine Leistung, die jedem der Anwesenden großen Respekt abverlangte. Für Dojoleiter Tolo war der Lehrgang ein voller Erfolg: „Es war eine große Ehre, jemanden wie Akihito Yagi Sensei begrüßen zu können. Uns verbindet hier eine Leidenschaft für Karate und es ist etwas Besonderes mit jemand so bekanntem wie Yagi Sensei zu arbeiten.“ Besonders freue er sich auch über die Mitarbeit seiner Vereinsmitglieder und der vielen Helfer, ohne die ein internationaler Lehrgang nicht möglich gewesen sei. Unter solchen Voraussetzungen freue sich Tolo schon auf die nächsten Veranstaltungen, bei denen Neuss zum Schauplatz internationaler Kampfkunst wird, etwa, wenn am 25. Februar 2023 der Englische Kudo-Meister Mal Sanchez-Jones in die Quirinusstadt kommt.

INFO

Der nächste Lehrgang steht im Februar an
Internet Wer sich für die Lehrgänge der Karate-Abteilung der TG Neuss interessiert, kann sich im Netz unter www.unsui-dojo.de informieren, auch über wöchentliche Trainingszeiten.

Social Media Auf Instagram und Facebook findet man das Dojo unter „Unsui Dojo Neuss“. Der nächste Lehrgang „Kudo meets Karate“ steht im Februar 2023 an.

Artikel unter: Ein Karate-Großmeister lehrt in Neuss (s4p-iapps.com)