Spielbericht TG Neuss Junior Tigers vs. Rhein Bascats Düsseldorf, 29.Nov. 2024: 74 – 84
Zur ungewohnten Zeit am Freitagabend, zum „Rheinischen Derby“, erlebten und bestaunten die zahlreichen Zuschauer in der Elmar-Frings-Sporthalle ein hochklassiges, atemberaubendes, und zeitweise spektakuläres Spiel von beiden Teams. Während die Rhein Bascats in jedem Viertel um die zwanzig Punkte erzielen konnten, gelang uns Junior Tigers dies „nur“ in Vierteln Zwei bis Vier, so dass das Fazit am Ende erneut gleich ausfiel: Es war unser drittes Spiel in Folge auf Augenhöhe, welches wir bestenfalls auch hätten gewinnen können, aber das wir am Ende des Tages doch zweistellig verloren haben.
Die Junior Tigers stehen nun am Scheideweg, und genau jetzt, ab Montag im Training, kann jede Spielerin zeigen und beweisen, wie weit sie sich für das Team einbringen will, wie sehr sie an sich arbeiten will um besser zu werden, und welches Potenzial noch in ihr steckt. Denn diese Saison kann noch gerettet werden, wenn alle gemeinsam und zusammen daran arbeiten: Die Stärken (und die Schwächen), selten eignete sich ein Spiel mehr für die Videoanalyse als dieses, denn alles, was uns Junior Tigers diese Saison bisher ausmacht, war klar und deutlich zu sehen.
In Viertel Eins gelangen den Junior Tigers zwar direkt die ersten beiden sehenswerten Körbe des Spiels, doch dann übernahmen die Rhein Bascats das Kommando, und stellten mit einem 15-2 Lauf (Min. 8) auf +9, und somit sozusagen bereits auf den Endstand des Spieles. Trotz der zwischenzeitlichen Auszeit zeigten die Junior Tigers im ersten Viertel noch zu viel Respekt, so dass die Rhein Bascats insbesondere ihre Grössenvorteile unter den Körben fast nach Belieben ausspielen konnten.
Sowohl das zweite Viertel (21-18), als auch das dritte Viertel (24-23) konnten die Junior Tigers knapp für sich entscheiden. In der Offensive konnten wir sowohl tolle athletische, elegante und geradezu magische Körbe erzielen als auch unwiderstehlich in die Zone eindringen und uns dabei noch fünf sehenswerte „And-One’s“ verdienen. Das gesamte Offensiv-Potential der Junior Tigers entfaltete sich. Unmittelbar nach der Halbzeitpause gelang den Junior Tigers endlich ein ordentlicher Lauf (13-6, Min. 25), weil die Offensive brummte, und die Rhein Bascats gegen unsere in diesen Minuten stark gespielte Zonenverteidigung kaum ein Mittel fanden. So stand es in Minute 25 zwischenzeitlich 43-43 unentschieden, und alles schien möglich. Unglücklich nur, dass sich nun langsam Foul-Probleme einstellten, mit denen aber auch die Bascats mit zunehmender Spieldauer zu kämpfen hatten.
Mit sechs Punkten Rückstand (54-60) ging es ins entscheidende vierte Viertel, in dem zunächst die Rhein Bascats die Kontrolle behielten, um dann auf +12 davonzuziehen (Min. 33-35). Noch einmal kämpften sich die Junior Tigers auf sechs Punkte heran (Min. 38), aber späte Fouls und unkonzentrierte Ballverluste brachten die letzten Hoffnungen zum Erliegen.
Statistisch betrachtet war das Spiel in vieler Hinsicht ausgeglichen: ähnlich hohe Foulbelastung, durchwachsene Freiwurfquoten auf beiden Seiten – wobei wir ein paar mehr Punkte an der Linie liegenließen – ähnliche, wenig signifikante Zahlen bei Steals und Turnovers. Auch wenig überraschend die angesichts der Grössenvorteile zu erwartende Rebound-Überlegenheit der Rhein Bascats. Aber wie (fast) immer liefert ein Blick in die Statistik zusammen mit der Beobachtung des Spiels die Antwort auf die Frage nach dem entscheidenden Faktor: Die 15 (!) mehr erzielten Assists der Rhein Bascats, das waren zu einem großen Teil freie Würfe – sowohl Korbleger in der Zone als auch zwei schmerzhafte 45°-Dreier – die nicht dem guten Pass-Spiel der Rhein Bascats geschuldet waren, sondern aus individuellen defensiven Aussetzern der Junior Tigers resultierten.
Wie geht man nun mit dieser Niederlage um? Betont man die vielen gezeigten Stärken, insbesondere der Offensive – oder stellt man die Schwächen der Defensive in den Vordergrund? Zunächst noch tief in Gedanken versunken, hatte Coach Dragan Ciric einige Minuten nach dem Spiel die richtige Antwort gefunden: „Wir müssen endlich anfangen als Team zu spielen und als Team zu denken. Wir sind nur so stark wie das schwächste Glied in der Mannschaft. Das sieht man deutlich an den Assist-Zahlen, wir machen es dem Gegner zu einfach, wenn wir unser Spiel nur auf zwei Spielerinnen reduzieren. Ich habe von Anfang an gesagt, dass wir ein riesiges Potenzial haben, es wird leider schwer es abzurufen, wenn wir nicht als Team zusammenarbeiten und zusammenhalten.“
Ein Ausblick: Wenn es jemals in einem Spiel nichts zu verlieren gibt, dann zum Ende der Hinrunde bei unserer nächsten Auswärtsfahrt nach Hagen. Wenn die Herausforderung am größten scheint, kann man genau dann sein Bestes zeigen. Das allein muss Ansporn genug sein, dass wir Junior Tigers beim nächsten von nur zehn Spielen der Hauptrunde über uns selbst hinauswachsen.
Georg Wagner