29. Juli 2020 Neuss Grevenbroicher Zeitung von Dirk Sitterle
Neuss. Die Planungen laufen, doch Vollzug können die Basketballerinnen der TG Neuss noch nicht melden. Lage ist schwierig.
Normalerweise ist die TG Neuss mit ihren Personalplanungen für die Saison schon vor den Sommerferien so gut wie durch. Doch weil in Zeiten von Covid-19 (leider) nichts normal ist, weist der Kader des in der vergangenen Woche in Andalusien weilenden Trainers John F. Bruhnke noch einige Lücken auf. Schlimm ist das jedoch nicht, startet die 2. Basketball-Bundesliga Nord in diesem Jahr doch erst am 24. Oktober in die Spielzeit 2020/2021.
Sicher ist bislang: Die 2013 aus Krofdorf an den Rhein gekommene Jana Heinrich hängt auf jeden Fall noch eine Saison dran. Die mittlerweile 34-Jährige ist die vielleicht wichtigste Spielerin im Kader, wird mehr denn je als Integrations- und Führungsfigur gebraucht. Jill Stratton besetzt zwar wie im Vorjahr eine der beiden Import-Stellen, ist allerdings kein Vollprofi und damit Gold wert fürs Budget. Denn obwohl bei einer Crowdfunding-Aktion im Juni rund 6000 Euro zusammengekommen sind, muss an der Schorlemerstraße nach wie vor jeder Cent zweimal umgedreht werden. Die Kanadierin macht an der Uni in Köln im Herbst ihren Master im Studiengang Sportmanagement und die Turngemeinde ist bei der Suche nach einem Job behilflich. Bruhnke unterstützt ihren Verbleib in Neuss, „denn sie genießt innerhalb der Teamstruktur einen hohen Stellenwert. Es gibt keine Spielerin, die mit ihr nicht kann.“
Lotti Ellenrieder geht schon in ihre vierte Saison bei den Tigers, weiter bauen kann der Coach auch auf Eigengewächs Inga Krings sowie auf die geballte Power der Spießbach-Sisters Lisa, Ronja und Lara. Während sich Britta Worms nach zwei starken Jahren im TG-Team noch Bedenkzeit ausbedungen hat, steigt die in der vergangenen Spielzeit beruflich bedingt nur als Standby-Kraft zum Kader gehörende Leonie Prudent wieder voll ein.
Noch offen ist der zweite, zumeist von einem Profi aus Übersee besetzte Import-Posten. Da es wegen Corona noch keine Einreiseerlaubnis für Basketballerinnen aus den USA gibt, „ist der Markt zurzeit sehr begrenzt“, sagt Bruhnke. „Das macht die Situation für alle Vereine nicht einfacher. Ich glaube, dass im August noch sehr viel passieren wird.“ Auch ein Thema ist die Rückkehr von Briana Williams, die sich nach ihrem Ende Februar in der Partie gegen die Bergischen Löwen erlittenen Meniskusschaden im heimischen Georgia wieder im Training befindet. Bruhnke: „Zu ihr besteht weiterhin Kontakt.“ Nach dem Abgang von Franziska Worthmann zum Erstligisten USC Heidelberg sind die Anforderungen auf jeden Fall gestiegen, denn 1:1 ist die berufsbedingt nach Darmstadt verzogene Topscorerin nicht zu ersetzen.
Das weiß auch der Trainer. „Darum versuchen wir es auch gar nicht.“ Da dürfte das Team als Kollektiv gefragt sein. Verloren haben die Tigers neben Marja Wucherer, die ihr Studium möglicherweise im Ausland fortsetzen möchte, auch drei altersbedingt aus dem WNBL-Team ausgeschiedene Nachwuchsspielerinnen: Lea und Jana Schnelle (aus Langenfeld), die sich über die U18-Bundesliga und Einsätze bei den Damen für die Zweitliga-Truppe der TG empfehlen sollten, schließen sich dem Regionalligisten BBZ Opladen II an. Da die Zwillingsschwester ebenso wie ihre ebenfalls von Bord gegangene Teamkollegin Leonie Oost im nächsten Jahr Abitur machen, hat Bruhnke Verständnis für die Entscheidung, mit dem Basketball kürzerzutreten. „Die Türen für eine Rückkehr nach Neuss sind nicht zu.“
Klasse findet er, dass Linda Brückner die Wartezeit auf einen Platz an einem US-College in seiner Mannschaft verbringen wird. Die Schwester der für die Tigers unter Trainerin Janina Pils in der 2. Damen-Bundesliga tätigen Lea Brückner kommt von den Dragons aus Rhöndorf, „wo sie zu den wichtigsten Spielerinnen des WNBL-Teams zählte“, sagt Bruhnke, der mit seinen Schützlingen am 17. August (Individualtraining bereits ab dem 3. August) die Saisonvorbereitung aufnimmt. „Damit haben wir zehn Wochen bis zum ersten Spieltag. Das ist recht viel, aber wir werden auf jeden Fall auf einem höheren Niveau starten als im letzten Jahr.“ Und personell dürfte sich bis dahin auch noch so einiges tun – vor allem bei den Tigers.
Klappt in der Corona-Pandemie alles wie geplant, wird am 10./11. Oktober die erste und am 17./18. Oktober die zweite Pokalrunde ausgespielt.