Gegebene Hindernisse effektiv bewältigen

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Die Parkour-Sportler der TG Neuss trainieren in der Halle, um sich für die sportlichen Aktivitäten im Freien vorzubereiten.   

Der Parkour-Sport kommt ursprünglich aus Frankreich. Der urbane Raum dient als Sportplatz. VON SOPHIE SEGBERS

NEUSS | Durch die Innenstadt schlendern, hier und da mal ein Schaufenster bestaunen und sich dann gemütlich in ein Café setzen – wenn nicht gerade ein Lockdown ist, nutzen die meisten Menschen die Innenstadt genauso. Für Parkour-Sportler ist der urbane Raum jedoch der schönste Sportplatz schlechthin. Denn dort ist die Herausforderung besonders groß: Viele unterschiedliche Hindernisse reihen sich dort dicht an dicht. Was für den normalen Innenstadt-Bummler eine normale Sitzbank, ein Mülleimer oder eine Laterne ist, ist für den Trendsportler eine neue Hürde, die es mit möglichst viel Effizienz und Kreativität zu überwinden gilt.

Der Parkour-Sport kam ursprünglich aus Frankreich nach Deutschland herübergeschwappt, wo er in den vergangenen fünf Jahren einen regelrechten Hype erlebte. Allein die Parkour-Abteilung der TG Neuss, die seit vier Jahren das Sportprogramm im Rhein-Kreis Neuss erweitert, konnte innerhalb dieser Zeit schon auf über 40 Mitglieder anwachsen. Die Kinder und Jugendlichen zwischen sechs und 15 Jahren trainieren bei der Turngemeinde nach Alter getrennt in zwei Gruppen und werden dabei – egal ob Anfänger oder schon Fortgeschritten – von zwei ausgebildeten und engagierten Trainern begleitet.

Bevor Anfänger die ersten Sprünge üben können, müssen sie erst einmal das sichere Fallen und Landen verinnerlicht haben. Bei Fangspielen mit Hindernissen lernen die Kinder zudem einen Blick für die Umwelt zu bekommen, um – wenn es dann richtig im urbanen Raum losgeht – nicht in einen Passanten hineinzurennen. An verschiedenen Stationen können die Fortgeschrittenen in der Turnhalle mit Matten unter den Hindernissen die beliebten Sprünge und Rollen erlernen. „Um die Aufmerksamkeit und das Gefahrenbewusstsein zu schulen, lassen wir dann hin und wieder mal eine Matte weg, damit die Kinder wissen, dass sie sich jetzt richtig konzentrieren müssen“, erklärt der Sozialpädagoge und TG-Trainer Fabrice Kaiser, wie er die Kinder gemeinsam mit seinem Kollegen Maximilian Schneider auf die zukünftigen Outdoor-Aktivitäten vorbereitet.

„Das tolle an dem Sport ist eigentlich, dass man nur sehr wenig dafür braucht“, erklärt Kaiser und fährt fort: „Der eigene Körper und etwas Phantasie genügen.“ Die Hindernisse ergeben sich aus dem urbanen Raum oder der Natur. Außerdem könne man wenig falsch machen. Entweder ein Sprung ist effizient oder eben nicht – ans Ziel gelange man dennoch, so Kaiser weiter. Den Anfang, den Weg und das Ziel definiert dabei jeder für sich. Was man für Eigenschaften und Fähigkeiten für Parkour mitbringen muss? Da sind sich die beiden TG-Trainer einig: „Spaß und Freude an der Bewegung ist das Wichtigste.“ Sie selbst können sich schon seit über zwölf Jahren für den Sport begeistern: „Es macht richtig Spaß, die eigenen Grenzen auszutesten und immer neue Hürden zu überwinden“, sagt Kaiser.

Sein Wunsch für seine Lieblingssportart: ein Outdoor-Parkour-Park mit vielen verschiedenen Hindernissen. Der Sozialpädagoge hat sich zu seinem Traum-Projekt schon Gedanken gemacht und gemeinsam mit seinen Kollegen einen Entwurf für eine solche Anlage entwickelt. Auch die Finanzierung hat er schon in den Blick genommen. Der ambitionierte Trainer stellt sich ein Crowd-Funding-Projekt vor, bei dem Unterstützer für die Outdoor-Anlage spenden können. So könnte der Parkour-Sport in Zukunft noch präsenter im Rhein-Kreis werden.