Bericht von Horst vom Barockman 2022 in Moritzburg

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Ich suchte für 2022 nach einer Langdistanz, die nicht Ironman und nicht Challenge und nicht zu weit weg – und damit auch etwas für mich neues sein sollte. Mir fielen der Ostseeman im August und der „Barockman“ oder offiziell der Schloss-Triathlon Moritzburg auf und ich habe mich für beide angemeldet.

Der Wettkampf in Moritzburg wird vom lokalen Verein organisiert und steht mit wenigen Ausnahmen, zu denen ich noch komme, den bekannten Marken-Wettkämpfen in nichts nach. Er vereinbart eine wunderschöne Kulisse um das wunderschöne Schloss mit der schönen hügeligen Landschaft drum herum.

Das barocke Schloss diente übrigens als Kulisse für das berühmte „Drei Haselnüsse für das Aschenbrödel“.

Um die Unterkunft, sollte man sich früh kümmern, weil in Moritzburg nicht viele Möglichkeiten dazu bestehen. Moritzburg liegt in der Nähe zu Dresden – mit dem regelmäßig fahrenden Bus (Stichwort „9-Euro-Ticket“ oder eben auch mit dem Fahrrad) gut zu erreichen – und ist für die Dresdner Wochenenderholungsgebiet. Hier lässt sich wunderbar spazieren, wandern, Rad fahren oder kulturelles erleben. Radebeul (Karl-May-Fans ein Name) und die Elbe sind nicht weit. Eine alte Schmalspur-Dampflok-Bahn fährt hier durch. Es gibt viele Seen und schöne Landschaft. Wir haben die Woche vorher dort genossen. Die rund 600 km Anreise sollen sich dann ja auch in ein paar zusätzlichen Tagen lohnen.

Überrascht war ich, wie wenige Teilnehmer sich über die Langdistanz als Einzelstarter angemeldet hatten. Bei den Frauen stand die Siegerin bereits fest, wenn sie nur ins Ziel kommen würde, was sie dann auch tat. Daneben starten jedoch noch viele Staffeln und sogenannte Duetts, die sich die Distanz zu zweit aufteilen – also beide Starter üben alle 3 Sportarten aus, legen jedoch nur die halbe Distanz zurück und wechseln sich dabei ab. Auch Mitteldistanzen wurden am Samstag und am Sonntag dann noch kürzere Distanzen absolviert.

Ich hatte die Startnummer 4 erhalten. Wenn man seine Lieblingszahl als Startnummer tragen darf, kann eigentlich nichts schief gehen, oder?

Für die Langdistanz hieß es:

  • 2 Runden durch den Schlossteich um das Schloss zu Schwimmen
  • 6 Runden von ca. 29 km auf dem welligen Kurs zu radeln
  • 6 Runden mit 7 km Länge zu laufen

Mit dem Wetter hatten wir einen vorbildlichen Sommertag, vielleicht am Nachmittag etwas warm, aber das ist hier nicht so schlimm, weil ein beträchtlicher Teil der Laufstrecke durch den Wald führt.

Das Wasser war kühl genug um Neopren zu erlauben, was in der Vergangenheit wohl nicht immer der Fall war. Der Teich ist auch nicht tief und an den meisten Stellen kann man stehen. Aufgrund meines minimalen Schwimmtrainings, war klar, dass ich dies gaaaanz locker angehen werde. Ich fand nach ein paar hundert Metern ein paar gute Füße an denen ich locker dran bleiben konnte. Irgendwann fühlt ich an meinen Füßen, dass offensichtlich noch einer mit uns schwamm. Zu dritt in wechselnden Formationen schwammen wir bis zum Ausstieg – das lief für mich perfekt: 1h11 war fast genau, was ich erwartet hatte.

Obwohl hier alles nah beieinander aufgebaut ist, war der Lauf durch die Wechselzone doch länger, weil wir erst einmal drum herum laufen mussten („Die Wechselzone wird immer von Süden her betreten“). Durch die geringe Teilnehmerzahl ist Orientierung hier kein Problem. Mein Problem war selbst gemacht: Ich hatte mir die Socken schlecht vorbereitet: Ich habe sie nicht korrekt angezogen bekommen, um dann festzustellen, dass ich die linke rechts trage und umgekehrt. Also von vorne. Aber: Ich wollte eh nichts gewinnen und es ist ja eine Langdistanz. Sekunden zählen heute nicht. Also entspannt bleiben…

Auf das Radfahren hatte ich mich gefreut. In der lockeren Trainings-Kennenlern-Fahrt war ich mit 31km hier durchgefahren. Also musste es im Wettkampf auch eine schnelle Strecke sein. Obwohl schon klar war, dass die ständigen Hügel einem die Körner kosten können. Aber dank Wattmessung, lässt sich das perfekt steuern. Auch die drei Kopfsteinpflasterabschnitte kannte ich bereits. Der erste war ein Anstieg an einem Ortsausgang – hier stört es nicht so sehr, weil man langsamer unterwegs ist. Der zweite lässt sich in vollem Schwung am besten nehmen. Nur beim dritten habe ich immer wieder gebetet, dass mein Fahrrad das überlebt. An allen dreien jedoch lagen regelmäßig von Rädern abgefallenes Material herum. Ich hatte vorausschauend weniger Luft in den Reifen und das war gut so.

Jetzt komme ich zur ersten Einschränkung in der Organisation – und es war wohl eine Änderung zu den vorherigen und hoffentlich folgenden Veranstaltungen: Es gab nur eine Versorgungsstation auf der Runde. Ich war gewohnt mit einer einzigen Flasche durch so ein Rennen zu fahren, weil ich regelmäßig die Flasche gegen eine volle tauschen konnte. Auf der ersten Runde hatte ich ja auch eine volle bereits am Fahrrad. Beim ersten Tausch, stellte sich jedoch heraus, dass die gereichten Flaschen „nur“ 0,5l groß (also klein) waren und dann auch nur halb gefüllt. Und das war mir zu wenig für eine Runde. Ich begann mir also am Anfang eine Wasserflasche zu greifen und innerhalb der Versorgungsstation zu drinken, um mir eine 2. Flasche (ISO) in den Flaschenhalter zu stecken. Mit steigenden Temperaturen war mir aber selbst das zu wenig und ich bekam Durst bevor ich die Runden beenden konnte. Da wuchs der Gedanke in mir, dass sich das beim Laufen möglicherweise auswirken würde. Das Radfahren schloss ich aber mit ein 33 km/h-Schnitt ab, womit ich perfekt zufrieden war.

Und  es hat mir so viel Spaß gemacht wie lange nicht mehr: Ein wirklich faires Rennen im Sinne von Einzelzeitfahren. Durch die geringere Teilnehmerzahl war man teilweise komplett alleine unterwegs, keiner der störte. Nachdem ich bei den überbuchten Ironman-Rennen – ich berichtete vom Extremfall in Luxemburg mit riesigen Pulks aus denen man auch gar nicht mehr herauskam – ganz anderes erlebt hatte, war dies ein wunderbarer Ausgleich. Aus als die Mitteldistanzler später auf die Strecke kamen war es immer noch sehr gut und reichlich Platz für alle.

Der zweite Wechsel ging besser: Ich hatte die Socken ja bereits an. Hier merkte ich bereist an den noch fehlenden Rädern im Wechselbereich, dass ich ganz gut im Feld unterwegs bin.

Mein Ziel für‘s Laufen war: Möglichst viel Getränke aufnehmen und ganz locker durchjoggen. Die langen Trainingsläufe waren alle super gelaufen – auch bei wärmeren Temperaturen. Es schien auch lange gut zu gehen, aber nach einiger Zeit wurde sehr deutlich, dass mir Wasser fehlt. Ich hatte kein zu hohes Tempo angeschlagen, der Puls blieb unten, nur die Beine wollten nicht mehr und ich musste regelmäßige Gehpassagen, später Marschkilometer einbauen. Ich nahm nun zusätzlich Salz zu mir, was nach einiger Zeit begann zu wirken. Krämpfe kamen, wie ich sie noch nie zuvor hatte. Aber ich wollte ich finishen, egal wie.

Im Ziel war ich dann auch froh es doch durchgestanden zu haben, auch wenn ich mit der Lauf-Zeit alles andere als zufrieden war. Ich hatte ja noch die Option Ostseeman in Aussicht.

Die Ergebnisliste habe ich mir erst zurück in Neuss angesehen und war überrascht, dass ich trotzdem mit 11:11:57 Gesamtzeit meine Altersklasse gewonnen hatte, kurz vor einem Niederländer, der von noch weiter angereist war.

Alles in allem ein super Rennereignis in einer schönen Umgebung und mit einem Urlaub gut zu verknüpfen. Wer mal erster der AK oder sogar Treppchenplatz machen möchte, hier ist eine gute Gelegenheit. Ich kann den Schlosstriathlon aber auch vom Erlebnisfaktor nur empfehlen.

LG Horst

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